Begriffswirrwar total? Dann schauen wir mal!


Im Deutschen gibt es den Geländewagen – wir denken da sofort an einen Jeep und nutzen das Wort auch gern synonym. Ein geländegängiger Personenwagen zum Transport von Menschen an abgelegene Orte. Im Englischen nutzt man dafür den Begriff Pick-Up oder einfach Truck (wir denken hier dann bei Truck direkt an LKW´s – so komsich kann Sprachentwicklung sein).
Wieso aber haben sich seit gut 10 Jahren die Begriffe Crawler und Scaler im RC-Modellbau eingefunden?
Durch die Käufer und Modellbauer, welche leider unpräziese die Namen zur Beschreibung wählten und die verkaufenden Firmen, welche darauf aufsprangen!
Definitionen sind gut, aber nur ein Wort ist meist schief – dennoch brauchen wir es, um schnell dem Zuhörenden ein Bild vor Augen zu zaubern. Kennt er den Begriff jedoch nicht, und ist der Begriff zudem schief gewählt, kommen Fragezeichen.
Nun, also mal ran!

Scaler:
Optisch sind es sehr Fahrzeuge, welche auf existierenden Geländewagen beruhen.
Beispiele wären Landrover Defender, Jeep Wrangler, Toyota Hilux, Toyota Landcruiser, Mercedes G [ nicht die AMG Version, sondern das Original 😉 ].
Sie werden liebevoll individuell angepasst und gestaltet.
Die Fahrzeuge verfügen über einen Innenausbau und Fahrerfiguren, Licht und jede Menge Equipment, um Expeditionen zu starten.
Ihre Fahrweise passt zu ihren großen Vorbildern in 1:1.
Das Gelände sind Waldpfade, Wüsten, Schotterwege und natürlich Schlamm und Gewässer.
Überfahrende Hindernisse sind zur Fahrzeuggröße passend und auch optisch zum realistischen Aussehen ausgesucht.
Utopische Fahrweisen und allzu riskante Fahrweisen ohne Absicherung sind verpönt. Fahren, als wenn man selbst im Wagen sitzt sind das Ziel. Und das Auge soll beim Blick erst verblüfft und irritiert fragen “echt oder Modell?”

Fahrzeugbeschaffenheit:
Hartplastikkarosserien sind bevorzugt. Hier sind Türen aufzuklappen, optisch erreichen sie die Dicke im Material und für Anbauten wie Dachträger ist es ideal. Zudem bringt eine Lexankarosserie nicht genug Gewicht auf´s Fahrwerk.
Die Elektronik ist nicht sichtbar untergebracht.
Die Reifen entsprechen in ihren Dimensionen echten und normal verbauten Vorlagen. Also keine Monstertruckausstattung.

Das Chassis und die Elektronik:
Nur 1 Motor, meist in der Front verbaut, das Lenkservo im Rahmen,
nicht auf der Achse.
Der Motor muss feinfühlig reagieren. Je nach weiterer Untersetzung ein 45T bis 80T Brushed.  Ein Brushed 5-pol mit 20T ist eine feinfühlige Alternative, er hat statt den üblichen 3-Pol Bürstenmotoren 5 Pole
Generell sollte er über extrem viel Kraft verfügen, oder ein nachgeschaltetes Getriebe haben. Die maximale Geschwindigkeit ist unwichtig, solange
bei einer Ausfahrt das Tempo des mitwandernden Fahrers nicht unterschritten wird.
Eine möglichst extrem langsame Fortbewegung ohne Rucken ist für kritische Stellen wichtig, muss doch ggf. das 10kg Fahrzeug einen Bergpass mit nur Millimeter zum Abgrund befahren oder im Hang schneckenlangsam zu manövrieren sein, ohne in Kippgefahr zu geraten.
Hier ist eine Seilwinde sehr ratsam und sorgt für maximalen Spielspaß.
Programmierbare Fahrtregler sind inzwischen ein Muss.
Sie gibt es ab ca. 45 Euro aufwärts und ermöglichen die Einstellung des Verhaltens bei Beschleunigung, Bremsen und wie stark der Regler bei Nullstellung den Wagen selbst bremst – also im besten Fall in der Schräge auch stehen lässt.
Kaufbare Getriebe unterstützen den Regler dabei mechanisch. Leider sind die meisten Untersetzungen mit 1:35 weit von den eigentlich brauchbaren Verhältnissen von über 1:100 im ersten Gang entfernt.
Inzwischen sind Brushless-Motoren auch für Scaler sehr interessant, da es nun auch wasserdichte Varianten auf dem Markt gibt. Sie erlauben feinfühligere Ansteuerung als Brushed-Motoren.

Der Wagen gesamt wiegt meist ab 4kg aufwärts. Ausgereifte Fahrzeuge bekommen an die 10kg oder mehr auf die Waage.
So verhält sich der Wagen ungefähr dem Vorbild entsprechend
in Federung und Fahrverhalten und hoppelt nicht.
(z.B.: RC4WD Gelande II, Boomracing BR/BRX, MST-CFX, Tamiya CC-01, RCModelex, Axial SCX10)


Crawler:
Der Begriff entstammt vermutlich einer amerikanischen Motorsport-Variante.
Rock-Crawler, z
u Deutsch “Fels-Krabbler” erfasst direkt das primäre Ziel. Gelände durchkrabbeln.
Crawler fahren ausschließlich auf Felsen.
Sie sind dazu extra entworfen. Maximale Verschränkung der Achsen, maximale Klebrigkeit der Reifen, maximal Steigung, Neigung und Gefälle.
Vergleichbar dem Parcours-Sport oder Free-Climber versucht man mit den Wagen eigentlich unmögliche Wege zu fahren.

Beim Modell:
Gibt es keine Festlegung auf existierende Vorbilder. Es sind keine vollständigen Karosserien vorhanden oder nötig. Idealerwesie ist das Fahrzeug extrem flach und hat auch mal über die Fahrzeughöhe aufragende Reifen mit viel Durchmesser und viel Breite.

Zum Antrieb werden 1 oder mehr Motoren verbaut. Brushless-Motoren sind wegen des explosiven Anfahrens und abrupten Abbremsens beliebt. Zudem erlauben sie eine präzise Steuerung, da der Regler die Motorposition genau erkennt.
Sie brauchen wie die Scaler Steuerbarkeit im Millimeterbereich, aber auch blitzschnelles Anfahren und sofortigen Stillstand, um auch mal von Stein zu Stein zu hüpfen.
(Axial XR10, Losi LCC, RC4WD Bully II, G-Made R1 Rock Buggy)

 

Scale-Crawler:
Die merkwürdige Mischung beider Namen. Etwas hilflos entstanden, als findige Modell-Hersteller optisch irgendwie an echte Wagen erinnernde Fahrzeuge mit maximal ausgebauter Technik kombinieren wollten. So bekommen diese Fahrzeuge Portalachsen, Differenzial-Sperren, Getriebe mit sehr schnellem Gang und die Karosserie und/oder die Kotflügel werden für extrem große Reifen verbreitert, der Wagen also übertuned.
Der Gedanke dahinter: Der Besitzer hat immer und jederzeit Spaß, da das Modell nahezu alles fahren kann und jeden Fahrstil beherrscht. Ob dieser Gedanke aufgeht? Ein Wagen, der alles fährt und immer neue Herausforderungen braucht, kann auch schnell langweilig werden, da fahrerisches Können kaum gefragt ist. Es kann also passieren, daß ich eben unrealistische Hindernisse und Wege suchen muss, um die Fahrzeuge in Schwierigkeiten und mich also in Spielspaß-Laune zu bringen. Diese Fahrzeuge sind also eine Art Hybrid beider Namen – daher auch die Namensgebung. Wobei der Schwerpunkt eindeutig auf maximaler Leistung und nicht der Optik liegt.
(z.B.: Traxxas TRX4, Absima SHERPA, AssociatedElectrics Element RC )

 

Schlussendlich –
Jeder muss für sich ausprobieren, was ihn anspricht und ihm Spaß macht. Jedes der Gebiete ist auf seine Weise reizvoll. Für uns von der SHERPA schlägt das Herz für Scaler. Diese können eine Trophy mitfahren.

Bei unseren SHERPA Tagen steht der spezielle SHERPA Spaß im Vodergrund, da geht dann auch der Scale Crawler auf die Strecken und Abenteuersuche.

Aber klar, wir versuchen Jeden auch dort augenzwinkernd für unsere Lieblinge zu überzeugen.
Wie? Nun, wir drücken dem Neugierigen oder Zweifler dann gern eine Fernsteuerung des eigenen Scalers in die Hand und er soll mal einen bestimmten Abschnitt damit fahren – Umkippen verboten, aber nette Fahrtechnikhilfe inklusive. Bisher hat es immer funktioniert. Das Fahren – und die Überzeugung!